Benjamin - Perpignan

Mein Studium an der Université de Perpignan

Ich habe mich für ein Studium an der Université de Perpignan in Frankreich entschieden, weil mein späteres Berufsziel Französisch-Lehrer ist. Durch ein Studium im französischsprachigen Raum wollte ich gewährleisten, dass ich die Sprache par excellence beherrsche, um sie dann vernünftig lehren zu können. Aber nicht nur für die Sprache, sondern auch als ganz individuelle und wundervolle Lebenserfahrung, die einen um viele weitere Qualifikationen bereichert, ist ein Studium in Frankreich ein guter Nährboden.

Voraussetzungen und Bewerbung

Ich habe mich an der Hochschule in Perpignan online bewerben können. Die Homepage der Université de Perpignan (http://www.univ-perp.fr/fr/index.html) ist sehr gut organisiert und macht es einem einfach, die geforderten Modalitäten abzurufen und auszuführen.

Die Voraussetzungen, um in Frankreich ein Studium absolvieren zu können, sind denen in Deutschland recht ähnlich. Neben der allgemeinen Hochschulreife, sprich dem Abitur, muss man allerdings über ausreichend Französischkenntnisse verfügen. Diese lassen sich auf mehreren Wegen feststellen: Entweder durch eine mindestens ausreichende Note im Französisch Leistungskurs, durch einen Sprachtest an der Universität oder, und das ist meiner Meinung nach das gängigste Verfahren, durch das Vorzeigen des Diplôme Approfondi de Langue Française kurz DELF.

Wichtig ist es auch, im Vorfeld die meisten Formalitäten zu klären. Man sollte sich dazu durch die Homepage klicken, auf der man alle wichtigen Informationen zu Bewerbungsfristen, Zulassungsbeschränkungen und einer Fülle von Anträgen und Unterlagen bekommt, die man einreichen muss.

Als besondere Hürde stellte sich bei mir die Beantragung des Auslandsbafögs heraus. Hierbei musste mich durch viele Formulare wälzen und kann deshalb nur empfehlen, sich rechtzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen und sich die entsprechenden Informationen beim Bafög-Amt einzuholen. Am besten ist es natürlich, wenn man auch ohne diese Geldzuschüsse ein Auslandsstudium bewältigen kann. In jedem Fall ist es absolut notwendig, die Finanzierung rechtzeitig und langfristig zu planen und dabei nicht die hohen Lebensunterhaltskosten in Frankreich zu unterschätzen.

Unterkunft

Natürlich gibt es die Möglichkeit, sich über die Universität Perpignan ein Zimmer im Studentenwohnheim zu besorgen. Das kann ich jedoch aus zweierlei Gründen nicht empfehlen. Zum einen gibt es nicht viele freie Zimmer und man muss höchstwahrscheinlich mit einer Absage rechnen. Zum anderen habe ich während meines Aufenthalts dort einen Freund besucht und festgestellt, dass das Wohnheim alles andere als sauber und gut ausgestattet ist.

Ich selbst habe im Internet schon vor meiner Ankunft nach Wohnungen recherchiert, bei den meisten Anfragen bekam ich jedoch nicht einmal eine Antwort. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen, die ersten paar Tage in einem Hostel zu wohnen und vor Ort nach passenden Angeboten zu schauen. Am schwarzen Brett der Universität hängen oftmals Anzeigen für freie Zimmer aus und so habe auch ich ein Zimmer in einer WG mit einer Französin und einem Italiener gefunden.

Anfangs wollte ich lieber alleine wohnen, aber im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass es für die Entwicklung der Sprache durchaus sinnvoll ist, mit französisch sprachigen Mitbewohnern zusammen zu leben. Wenn ich also mal Fragen hatte oder etwas nicht verstanden hatte, stand mir meine hilfsbereite Mitbewohnerin stets mit Rat und Tat zur Seite. Folglich kann ich das WG-Leben nur wärmstens empfehlen.

Alltag und Freizeit

Die Innenstadt von Perpignan bietet viele kleine Geschäfte, Bars, Cafés und Supermärkte (Monoprix, Marché Plus). Ein Großeinkauf sollte man jedoch etwas außerhalb des Stadtzentrums bei ALDI oder LIDL machen, weil es dort weitaus preiswerter ist. Das Leben mitten in der City ist mit hohen Unkosten verbunden, über die man sich im Klaren sein muss.

An der Hochschule gibt es die Möglichkeit eine "Carte de Culture" zu bekommen. Damit gibt es viele Preisnachlasse in den zahlreichen Museen, den Kinos und Konzerten. Was noch wirklich günstig ist, sind Bustickets. Die umliegenden Städte erreicht man oftmals schon für 1-2 Euro. Allerdings sind die Entfernungen etwas anders als hier in Deutschland. Die Städte liegen weiter auseinander und so kann es passieren, dass der Bus gut 2 Stunden bis zur nächsten größeren Stadt fährt. Aber auch das ist nicht schlimm, weil man aus dem Bus wie wunderschöne, malerische Landschaft genießen kann.

Das Nachtleben in Perpignan fällt leider etwas knapper aus. Neben den bereits erwähnten Bars, die allerdings schon um 2 Uhr schließen (Divine comédie, O'shannon, Tio Pépé). Donnerstags, während der soirée étudiante, ist in der Stadt immer am meisten los. An Discos bieten die kleinen Gassen lediglich das Boca Boca und das Market. Es besteht jedoch die Möglichkeit in den Nachbarort Canet zu fahren, wo das Nachtleben etwas üppiger ausfällt.

Generell sollte einem jedoch bewusst sein, dass das Leben in den französischen Altstädten nicht mit der deutschen Trink- und Feierkultur mithalten kann. Dennoch kann man den Alltag, der meist von Sonne und Wärme gezeichnet ist, sehr gut genießen. Es gibt zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten, da Frankreich gerade kulturell jede Menge zu bieten hat.

Finanzielle Aspekte

Wie bereits erwähnt, sollte man sich im Vornhinein um eine stabile Finanzierung des Studienaufenthalts in Frankreich kümmern. Die Semestergebühren betragen circa um die 300 Euro. Hinzurechnen sollte man mindestens 100 Euro pro Semester für Bücher, Kopien und weitere Büromaterialien.

Am teuersten ist das Wohnen an sich. So muss man für ein WG-Zimmer mindestens 300, wenn nicht sogar über 400 Euro einplanen. Auch die Lebensunterhaltskosten sind beträchtlich. Ich selbst habe recht sparsam gekocht und konnte so mein Leben mit unter 200 Euro/Monat bestreiten. Wer allerdings viel ausgeht und die Bars besucht, muss mit deutlich mehr rechnen. Alles in allem sollte man mit mindestens 600 Euro pro Monat rechnen. Wenn man sich viel gönnen möchte und gerne auch etwas reisen will, muss natürlich noch mehr eingeplant werden.

Kulturelles Leben

Wer kunstgeschichtlich und historisch interessiert ist, wird Frankreich per se lieben. Es gibt ein wahnsinnig hohes Angebot an kulturellen Aktivitäten, Pinakotheken, Museen und vielen weiteren Angeboten. Es lohnt sich auch sehr, mal an einer Wein- oder Käseverkostung im Land der guten "cuisine" teilzunehmen. Ich denke, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist und dass es mit Sicherheit nicht langweilig wird.

Schwierigkeiten

Wer die anfänglichen Sprach- und Verständigungsschwierigkeiten überwunden hat, hat sich damit den Weg für ein abenteuerliches Leben in Frankreich geebnet. Anfangs kommt man in den Vorlesungen nur schwer mit, was mich manchmal sehr belastet hat. Aber ich kann jeden beruhigen: Nach einer Weile hat man raus, wie das Leben in der Universität funktioniert und auch die Sprachbarriere ist nach wenigen Wochen bis Monaten überwunden. Wenn man dann noch ein bisschen darauf achtet, dass man nicht allzu viel Geld ausgibt, dann erwarten einen keine besonderen Schwierigkeiten.